Nebst all dem Negativen was ich in meinem letzten Blogeintrag ueber die Schule geschrieben habe, probiere ich jetzt auch ein paar positive Sachen zu schreiben... Mal schauen ob es mir gelingt:-)
- Ich habe mit den Kindern Lieder gelernt. Das heisst, am Anfang starrten sie mich nur mit grossen, unglaeubigen Augen an. Aber mittlerweilen singen sie sogar mit! Der Funken ist gesprungen! Das faegt! Und wir schaffen es sogar innerhalb 5 Minuten einen Kreis zu machen (am Anfang brauchten wir eine halbe Lektion).
- Die meisten der Kinder lechzen nach Zuneigung. Am Morgen werde ich immer ueberaus freundlich begruesst und die Kinder rennen mir entgegen. Ein "very good" zaubert auf den Kindergesichtern ein grosses Strahlen hervor, ein von mir gezeichnetes Smile im Heft scheint das groesste zu sein und die Kinder streiten sich darum, wer mir im Kreis die Hand geben darf...Kinder die in die oeffentliche Schule gehen, stammen meist aus sehr armen Familien. Trotzdem haben sie das Glueck, wenigstens in die Schule gehen zu duerfen. Andere Kinder muessen arbeiten... Kinder aus Familien die etwas besser da stehen gehen in private Schulen, weil dort der Unterricht besser ist.
- Obschon ich Abschreiben total sinnlos finde, lasse ich das die Kinder hier immer wieder tun. Es gibt einfach nichts anderes das sie koennen. Meine Abschreibtexte sind aber meist Lueckentexte, in der Hoffnung, die Kinder denken trotzdem etwas dabei. Aber die meisten Kinder schreiben Luecken ab... Die ganz Schlauen, zeigen mir jedesmal den gleichen Text. Wahrscheinlich gehen sie davon aus, dass ich nicht besser lesen kann als sie und somit nicht merke, ob der Text von Fruechten oder von Kartoffeln handelt... Also auch diese Kinder probieren die Lehrerin auszutricksen:-)
- Mit den aelteren Kindern habe ich etwas gefaltet. Zuerst fanden sie es total schraeg, dass ich verlangte, dass sie alle ihre Hefte wegraeumen. Das wurde wohl noch nie von ihnen verlangt! Anschliessend teilte ich allen ein weisses Blatt Papier aus. Die Kinder haben gestrahlt und sich bei mir bedankt, als ob ich ihnen ein riesiges Geschenkt gemacht haette. Und als sie dann am Schluss das gefaltete Buechlein auch noch behalten durften verstanden sie die Welt nicht mehr...
- Damit die Kinder gut arbeite "erpresse" ich sie manchmal mit einem Schoeggeli. Das funktioniert sehr gut. Und einige Kinder schreiben dann den Text grad drei Mal ab, damit sie drei Schoeggeli bekommen:-)
- Vermutlich komme ich als Kuenstlerin zurueck in die Schweiz! Da es in der Schule kein Kopierer, kein Computer, kein Hellraumprojektor, kein Papier, keine Farben und auch sonst nichts gibt, kaufe ich mir selber Material, dass ich dann mitbringe. Aber Arbeitsblaetter zu machen ist sehr schwierig, weil ich ja nicht alles 40 Mal abschreiben kann. Und weil die Kinder sehr schlecht Englisch verstehen, probiere ich immer wieder sie mit meinen Zeichnungen zu begluecken. Einen grossen Teil meiner Unterrichtsvorbereitungszeit verbringe ich mit zeichnen...
- Ich probiere hier den Kindern vor allem auch ein gutes Vorbild zu sein. Das ist das was die Lehrpersonen hier naemlich ueberhaupt nicht sind. Sie kommen unvorbereitet in den Unterricht, sind unpuenktlich, unkonzequet und unzuverlaessig. Wie sollens dann die Kinder besser konnen?
Liebe Madlen
AntwortenLöschenOb sich diese Kinder bewusst sind, was für Glückspilze sie sind, dass Du gerade an Ihrer Schule gelandet bist? Ihr Strahlen ist Antwort genug...
Mir fällt dazu ein Zitat ein:
"Es kommt nicht darauf an, dass wir uns gegenseitig etwas schenken. Es kommt darauf an, ob wir imstande sind, uns gegenseitig etwas zu geben"
Du und die Kinder macht beides: Ihr schenkt und gebt einander und das ist doch wunderbar!
Mit einem lieben Gruss
Kathrin